Selbstfürsorge - aber wie?
- Amela Bijeljinac

- 27. Aug.
- 7 Min. Lesezeit

Es ist in Wahrheit der Schlüssel zu allem, was wir seelisch und gesundheitlich brauchen, um uns so durch das Leben zu bewegen, dass es uns gut geht. Aber die wenigsten beherrschen es (wenigstens fast) zur Gänze: die Selbstfürsorge.
Egal in welchem Bereich des Lebens – sie ist das, was dich rauszieht, rettet, über Wasser hält, für das Gleichgewicht des Lebens sorgt, für Leichtigkeit, für Resilienz …Die Liste könnte noch lange so weitergehen.
Ob es um Stress am Arbeitsplatz geht, das Familienleben, die eigene Gesundheit, zwischenmenschliche Beziehungen, das Verhalten und Erleben des sozialen Umfelds, die Positionierung in der Familie, der Arbeit oder im Team, das Umsetzen von Zukunftsvisionen, den Wunsch nach Veränderung, Ziele, die man sich steckt, oder Herausforderungen, die man bewältigen will … unsere Selbstfürsorge ist unser Kompass für die Schritte, die wir setzen, und die Entscheidungen, die wir treffen. Sie ist der Schlüssel, dass es uns auf unserem Weg gut geht. Sie ist die Energie, die unsere Batterien wieder auflädt.
Ja, die Selbstfürsorge ist eine riesige, breite, sehr umfassende Angelegenheit.
In diesem Artikel geht es nicht um lange Analysen, warum deine Selbstfürsorge eventuell angeknickt, nicht vorhanden oder vielleicht sogar völlig verdreht ist. Dieser Text soll dir mit Impulsen dienen, damit du dir leichter tust, auf genau der Ebene, wo du es brauchst, Selbstfürsorge im Alltag einzusetzen, bis sie ganz selbstverständlich integriert ist.
Bevor wir zu den Impulsen kommen, möchte ich dir noch einen kurzen Leitfaden für die Umsetzung mitgeben:
Babysteps statt Giant Leaps (kleine Schritte statt Riesensprünge).Große Veränderungen brauchen viel Kraft und Umsetzungsenergie, während kleine Anpassungen weitaus leichter in der Umsetzung sind. Also egal, welcher Impuls dich anspricht: Fang zuerst an mit kleinen Schritten oder ein paar Minuten, die du wirklich täglich ein- oder umsetzen kannst. Das ist auf lange Sicht weitaus effektiver, als grobe Umstrukturierungen zu erzwingen, die auf Dauer für dich einfach nicht machbar sind.
Selbstfürsorge innen – die Seele
Pausen
Unser Alltag ist so beschleunigt – im Gegensatz zu früher kann heute aufgrund der Elektronik alles viel schneller abgefertigt werden. Das brachte viele Vorteile, aber auch Nachteile mit sich. Und dass elektronische Geräte mikroskopischen, messbaren Elektrosmog auswerfen, der sich auf unseren Körper auswirkt, ist ebenfalls allgemein bekannt.
Dementsprechend ist eine ordentliche Pausenkultur in unserem Alltag unabdingbar. Hier ein paar Impulse, wie du Pausen integrieren kannst und wie diese aussehen können:
statt Handyscrollen oder Fernsehen einen Spaziergang machen
wähle einen Zeitpunkt, an dem du täglich für wenigstens 1 Minute innehältst und eine Handfläche auf die Stirn legst (Stressreduzierung durch Halten der „Stirnpunkte“ – es gibt hierzu ein Video von mir auf Instagram)
Kritzeln: räum alles von dir weg, nimm einen Zettel und einen Stift und kritzel, so wie man es früher während Telefongesprächen gemacht hat
kurze Bewegungseinheiten: statt langer Workouts nimm dir täglich zu einem fixen Zeitpunkt genau 10 Minuten vor, in denen du Gymnastik machst, die dir guttut. Dehne deinen Körper, gib Musik in die Stöpsel und tanze, mach leichte Gymnastikübungen, rotiere jedes Gelenk in deinem Körper einmal sanft von unten nach oben und von oben nach unten
mach kurze geführte Meditationen
setz dich in einen Park oder in deinen Garten
Sich selbst widmen
Unser Gefühlsleben kann schon mal durcheinanderkommen, wenn wir uns abgewöhnt haben, regelmäßig in uns hineinzuhorchen. Nimm dir täglich ein paar Minuten für dich, um dich wieder mit dir zu beschäftigen. Einigen Menschen fällt das sehr leicht, andere tun sich anfangs schwer damit – wichtig ist, dass ihr wisst: Beides ist voll okay. Denn auch hier gilt wieder: Babysteps statt Giant Leaps.
setz dich hin mit Stift(en) und Papier und zeichne ganz einfach abstrakt darauf los. Falls du sehr strukturell bist und dir das „einfach mal drauf los ohne Plan“ schwerfällt, gibt es eine tolle Übung: Nimm ein glattes Steinchen, lege es auf ein Papier und bewege das Steinchen mit dem Stift hin und her, rauf und runter – so entsteht ein „Joadl“ (meine Lehrerin nannte das so). Du kannst das Joadl so fertig betrachten oder die noch weißen Felder mit den Farben ausmalen, die dich gerade ansprechen. Das ist eine unverbindliche Übung, mit der du automatisch ganz intuitiv etwas von innen nach außen holst.
Tagebuch schreiben: Viele haben das überwiegend in der Pubertät gemacht. Heutzutage gibt es dafür auch einen „erwachsenen Begriff“: Journaling. Finde ich super! Es gibt dazu einen tollen Spruch: Die Dialoge mit mir selbst sind die wichtigsten Gespräche des Tages. 🙂
Erfolgsbuch: eine tolle Übung, die mir persönlich in einer Phase meines Lebens immens geholfen hat. Besorg dir ein ganz neues Notizbuch, das dir super gefällt, oder bastel dir selber ein Heft, oder nimm eine Mappe. Schreibe dir jeden Tag mindestens eine Sache auf, die du im Laufe deines Tages gut gemacht hast. Je kleiner du anfängst, desto besser. Mein erster Satz in meinem Erfolgsbuch damals lautete: „Habe endlich mal die Blumen gegossen!!!“
Musik: gewöhn dir an, jeden Tag wenigstens ein paar Minuten deine Lieblingsmusik anzuhören, ohne dabei etwas anderes zu tun. Ob Lovesongs, Discobeats, Hardrock, Deep House, Klassik – ob sie dich beruhigen soll, dir helfen soll zu weinen, deine Laune wieder aufpäppelt, dich ausagieren lässt oder du Wut raussingen willst – auch das gehört zur inneren Selbstfürsorge.
Nur ein Tipp am Rande: Ich empfehle trotzdem, auf die Nachbarn Rücksicht zu nehmen ;-)
Lies ein Buch: Bücher sind Türen und Tore, die unsere Fantasie beflügeln. Es muss nicht immer ein Sachbuch sein. Setze dabei eher auf Unterhaltung: ein guter Krimi, eine fantastische Lovestory, ein Roman des Alltags, eine großartige Abenteuergeschichte, Gedichte, Reklamhefte, eine „Witzekiste“ … all das tut unserer Seele unglaublich gut.
Selbstfürsorge außen – der Körper
Nimm dir Zeit für dein Aussehen
Sei nicht immer nur praktisch bei deiner Kleiderwahl! Kombiniere Farben, probier Schmuck oder Accessoires, nimm dir etwas Zeit für deine Haare.
Ich selbst habe mich über 10 Jahre lang jeden Tag einfach nur irgendwie schnell fertiggemacht, weil ich Mutter wurde und IMMER gestresst war. Mein Äußeres wurde dann, selbst als die Kinder sich morgens und abends selbst fertig machen konnten, vernachlässigt – bis ich mein fades Spiegelbild so satt hatte.
Und wenn du jemand bist (wie ich), der morgens lieber noch ein bisschen kuschelig im Bett bleibt: Bereite dir dein Outfit abends vor.
Körperliche Bewegung
Ich persönlich habe für Sport noch immer keine Zeit. Nein, das stimmt … mir ist Sport nicht so wichtig, dass ich mir die Zeit dafür nehme. Aber Bewegung schon. Dehnen, kleine Gymnastikübungen, Treppen nehmen statt Aufzug, oder eine Straßenbahnstation zu Fuß gehen statt zu fahren – das alles kann schon zu einer Besserung des Wohlbefindens beitragen. Unser Körper ist nicht für lange Sitztätigkeiten konstruiert. Eine Bekannte von mir klagte kürzlich über regelmäßige Ischiasschmerzen. Ich habe ihr 3 Übungen gezeigt, um die Hüfte zu dehnen, und ihr den Tipp gegeben: „Mach das morgens als Erstes, wenn du die Augen aufmachst, noch bevor du aufstehst.“ In ihrem Fall kann ich sagen: Abrakadabra!
Pflege deinen Körper
Die tägliche Dusche, das Tragen eines Parfums, die Rasur, eine Haar- oder Gesichtsmaske – alles, wo du dir Zeit für dich nimmst, trägt zu deiner Selbstfürsorge bei: im Inneren wie im Äußeren.
Zähne putzen
Zweimal täglich, Zwei Minuten. Weiche Zahnbürsten sind schonender für den Zahnschmelz. Sie sind „die einzigen Knochen“, die man von außen sehen kann.
Bedenke: Unsere Zähne verschönern unser Lächeln der Freude – und wir zeigen sie, wenn wir unserem Feind ins Gesicht lächeln. 😁
Selbstfürsorge Umwelt – soziales Umfeld
Umgib dich mit Menschen, die dir guttun
Bestes Beispiel – die berühmten Raucherpausen in der Arbeit. Bevor du weiterhin der ungewollte Pausenclown für die Witze deiner Kolleg*innen auf deine Kosten bist, such dir andere, mit denen du deine Raucherpause oder Mittagspause verbringst.
Lerne „Nein“ zu sagen
Immer für die anderen da zu sein, bedeutet, sich selbst total zu vernachlässigen. Manchmal geht das so weit, dass man sich selbst sogar vergisst. Du musst nicht jedem einen Gefallen tun, und du musst nicht jedem helfen. Ein „Nein“ kann man auch ganz freundlich, aber bestimmt mitteilen.
Kommunikation
Übe, deine Gefühle und Bedürfnisse an- bzw. aussprechen zu können – wohlgemerkt angepasst an den Personenkreis, in dem du dich befindest (z. B. beim Chef einen Heulkrampf zu bekommen, ist in seltenen Fällen von Vorteil). Dazu zu stehen, hilft dir sehr, bevor du alles immer nur runterschluckst oder unterdrückst, und kann Vertrauen und Verbindung schaffen. Ich empfehle hier trotzdem, auf den jeweiligen gesellschaftlichen Kontext zu achten.
Du musst nicht jedem gefallen
Es gibt Menschen, mit denen man gut kann, und Menschen, mit denen man weniger oder gar nicht kann – und das ist okay. Mach dir nur bewusst: Du musst nicht jedem taugen, nicht jeder muss dich mögen, nicht jeder muss dich sympathisch finden.
Im besten Fall hast du den Artikel gar nicht bis hierher lesen müssen, weil du mittendrin schon etwas gefunden hast, das du gleich umsetzen konntest und vor allem wolltest.So oder so hoffe ich, dass du dir hieraus etwas mitnehmen kannst – für dich.
Wichtig ist: Selbstfürsorge soll dir keinen Druck machen – das wäre selbstredend absolut kontraproduktiv. Selbstfürsorge hat die Aufgabe, dass du dich um dich selbst gut kümmern kannst. Und das geht am allerbesten in kleinen Schritten, ganz angenehm und stressfrei.
Gab es vielleicht Bereiche des Artikels wo du weißt, dass du dir mit der Umsetzung sehr schwer tust? Dann lass uns mal darüber reden - ganz einfach, ungeniert lösungsorientiert.
Amela Bijeljinac wurde schon als Kind darauf hingewiesen, dass sie einmal einen sozialen Beruf ausüben sollte – was auch zahlreiche Persönlichkeitstests und Berufschecks bestätigten. Trotzdem musste sie erst über 30 werden, um den Wunsch nach einer wirtschaftlich-administrativen Karriere endgültig loszulassen.
Sie startete ihre tatsächliche Berufung mit der dreijährigen Ausbildung in Kinesiologie und rundete dieses Wissen mit dem positiven Coaching-Ansatz der Lebens- und Sozialberatung ab. Ihr Konzept kam ihr in den Sinn, als sie beide Ausbildungen abgeschlossen hatte, ihre persönliche Abwärtsspirale überwunden war und sie sich an einem Punkt der Heilung befand. Eine gesunde Selbstfürsorge war damals der erste Pflasterstein gewesen, den sie für diesen Weg setzte.
Sie erkannte: Hätte sie früher jeden Coaching-Ansatz befolgt, hätte sie sich viele Jahre voller Drama und Tränen ersparen können.
Da war er plötzlich – der Name: „ungeniert lösungsorientiert“.
Fotocredit: pexels – Alexas_Fotos




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